Sonntag, 14. Juni 2009
Montag, 18. Mai 2009
Dienstag, 12. Mai 2009
Zündels Abgang - Spirale in den Untergang
Aus tagebuchartigen Aufzeichnungen, persönlichen Erinnerungen und Gesprächen rekonstruiert und dokumentiert der fiktive Erzähler, der Pfarrer (warum gerade ein Geistlicher? vertrauen Menschen die kurz vor dem Untergang sind eher Pfarrern als anderen?), die letzten Wochen vor dem Verschwinden seines Freundes, des Lehrers Konrad Zündel. Nach dem Verlust eines Zahns bricht Zündel eine Urlaubsreise ab und kehrt zu seiner Frau Magda zurück, die den Sommer lieber alleine verbracht hätte und nach einem (kleinen) Streit zu ihrer Schwester fährt. Für Zündel ist dies Anlass nach Genua, dem Ort seiner Zeugung, zu fahren, um sich dort dem Alkoholrausch und Gedanken über Gott und die Welt, Liebe und Selbstmord hinzugeben.
Es gelingt Markus Werner in "Zündels Abgang" ausgezeichnet, den Leser spüren zu lassen, wie der Protagonist immer mehr im Elend versinkt und in den Strudel der Resignation gezogen wird. Das katastrophale Ende zeichnet sich in nachvollziehbaren Schritten ab.
Was will Markus Werner damit? Ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse? Ein Spiegel der unterschiedlichen Typen von Persönlichkeiten, die mit Krisen besser/oder schlechter umgehen können?
In schmerzhafter Echtheit schreibt Markus Werner was es heißt Mensch zu sein - zutiefstes Menschsein.
Dies war mein erstes Mal bei/in/mit Latur. Spannend und herausfordernd - auf in den nächsten Roman...
Dienstag, 28. April 2009
L'atur° 16. April 2009: JOHANNA ADORJÁN >Eine exklusive Liebe<
Mit ihrem Debütwerk „Eine exklusive Liebe“ legt die Journalistin Johanna Adorján eine ganz persönliche Reise zu ihren familiären Wurzeln vor. Sie nimmt den Leser mit auf die Suche nach ihrer Identität und bringt ihn gleichzeitig auf sanfte Weise zu der auch ihn indirekt betreffenden Zeit der Kriege und Aufstände des 20. Jahrhunderts, welche ihre Großeltern hautnah miterlebten. Durch ihren oft lakonischen und protokollierenden Schreibstil schenkt Frau Adorján die Möglichkeit eines reibungslosen Leseflusses. Sie zeigt ihre Fähigkeit den Leser zu amüsieren und vermittelt auch den Eindruck selbst amüsiert zu sein. Die Autorin schafft es in ihrem Werk, welches weder als Roman noch als Novelle bezeichnet werden kann, vieles zu vereinen und zu einem großartigen Ganzen zu verweben. Sie erzeugt eine Verbindung zweier Erzählstränge, eine Kombination aus Dokumentation und Fiktion, bringt Vergangenheit und Gegenwart in eine harmonische Beziehung, verknüpft die Suche nach der eigenen Geschichte mit der rührenden Liebesgeschichte ihrer Großeltern. Zudem reflektieren die Fragmente dieses Werks ein ganzes Jahrhundert, über die eigene Familiengeschichte der Autorin hinaus. Unter Verzicht auf zwanghafte Analyse werden sensibel Beziehungen herausgearbeitet und mit sachten Interpretationen ergänzt. Die Sprache ist klar und einfach, ironisch und distanziert. Trotz des geschilderten, düsteren Zeitraumes und der Auseinandersetzung mit dunklen Begebenheiten und Geheimnissen der Vergangenheit und der Geschichte, fühlt man sich als LeserIn animiert, sich auf diese Erforschung einzulassen und das ist vor allem dem Feingefühl der Autorin zu verdanken. Das Erzählte wird in unterschiedlichen Sprachen (Dänisch, Ungarisch, Deutsch, Englisch) vermittelt, je nachdem wer spricht, in welchem Land und zu welcher Zeit die Handlung stattfindet. Dies schenkt Einblicke und die Möglichkeit des Einfühlens in die unterschiedlichen Kulturen. Die linguistischen und kultur-soziologischen Aspekte eines Textes sind der Autorin aus biographischen Gründen ein wichtiges und persönliches Anliegen, ist sie doch selbst als Tochter einer Deutschen und eines in Ungarn geborenen Dänen in München aufgewachsen und mit einem dänischen Paß ausgestattet. Weiters stehen Übersetzungen des Buches ins Dänische, Französische, Italienische, Niederländische, Spanische, Katalanische und Litauische bevor.Die Brüche in der Identität, sowohl der Verfasserin als auch der Protagonisten, spiegeln sich in den wechselhaften Sprachmustern wieder. Sprachenumschwünge zeichnen diese inneren Spannungen nach. Bewußte Wechsel lösen unbewußt wirkende Reflexionen ab. Sprache und Identität gehen eine unheilige Allianz ein, die nur zu einem führen kann: konstruiertes Mosaik.
Mehr Infos zur Autorin und Werk unter:
http://www.randomhouse.de/book/edition.jsp?edi=275797
Montag, 20. April 2009
WORTSPIELE 6
Bereits zum sechsten Mal fand in Wien das vor neun Jahren in München gegründete internationale Literaturfestival WORTSPIELE statt. Am 3./4. April 2009 (Fr./Sa.) lasen ca. 15 junge Autor/innen aus dem In- und Ausland auf der Bühne des Jazz Clubs Porgy & Bess aus ihren aktuellen Büchern.
Die interessantesten Aspekte innerhalb der großen Bandbreite der neuen, jungen Literatur standen wieder im Mittelpunkt der WORTSPIELE. Spannende Debüts und Neuvorstellungen erwarteten die Besucher des Festivals.
Unter den eingeladenen Schriftstellern fanden sich sowohl bereits arrivierte Größen wie Michael Stavaric, Johannes Gelich und Clemens J. Setz als auch solche, die gerade erst mit ihren ersten Büchern hervorgetreten sind, wie Svealena Kutschke und Lorenz Langenegger.
Zum ersten Mal wurede jetzt auch in Wien vom literarischen Internetportal Zehnseiten der WORTSPIELE-Publikumspreis vergeben. Die beiden Gewinner/innen von Freitag und Samstag können ihr Werk in einer Internetlesung auf zehnseiten.de präsentieren. Die Tagespreisträger waren Björn Bicker (Fr) und Michal Hvorecky (Sa).
Am Samstag lasen zusätzlich zum Festivalprogramm vier in Wien lebende Student/innen der Schreibwerkstatt der schule für dichtung aus ihren eigenen Texten ; Kursleiter Julius Deutschbauer moderierte.
Im Anschluss an die Lesungen bestand für das Publikum an beiden Abenden die Möglichkeit, die Autor/innen in der lockeren Atmosphäre des Porgy & Bess bei Live-Musik kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen - eine Gelegenheit, von der schon in den Vorjahren viele Besucher/innen Gebrauch gemacht haben.
Kuratoren des Festivals waren Johan de Blank (WORTSPIELE München) und Thomas Keul (VOLLTEXT). Veranstalter war der Verein Wortspiele in Zusammenarbeit mit Porgy & Bess und VOLLTEXT. Die Verlage der Autoren, Zehnseiten, und die schule für dichtung unterstützten das Festival.
WORTSPIELE wurde auch heuer wieder von FM4 präsentiert. Die Literaturzeitschrift VOLLTEXT aus Wien und jetzt.de, die Jugendseite der Süddeutschen Zeitung, unterstützten das Festival als Medienpartner.